Ein wichtiger Aspekt beim Bürostuhl-Kauf ist die Frage, welche Art von Rückenlehne zu dir passt. Verschiedene Formen und Materialien stehen zur Auswahl: Modelle mit Polster- oder Membran sowie Ausführungen mit hohen oder niedrigen Lehen. Dieser Ratgeber fasst zusammen, was du in puncto Rückenlehne bei deiner Kaufentscheidung beachten solltest.
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Auf einen Blick
Wir erkenne ich die für mich passende Bürostuhl-Rückenlehne? Im Wesentlichen solltest du folgende Punkte beachten:
Wesentliche Gesichtspunkte für die richtige Bürostuhl-Rückenlehne sind die (1) gewünschte Höhe der Stützung, (2) die individuell passende Form und (3) die Möglichkeit zur exakten Einstellung der Stützpunkte.
1. Höhe
- Im Allgemeinen sollte ein ergonomischer Bürostuhl den Rücken bis hinauf zu den Schulterblättern stützen.
- Sogenannte „Niedriglehner“ sind eine Ausnahme. Sie stützen zwar nur den unteren Rücken, jedoch sorgt der Gegendruck der Lordosenstütze für die gewünschte Aufrichtung der Wirbelsäule.
- Vielsitzer, die reine PC-Arbeit verrichten, empfinden ein Modell mit hoher Lehne dank der umfassenderen Stützung häufig als angenehmer.
- Demgegenüber präferieren Personen mit agilen Arbeitsabläufen die Schulterfreiheit eines „Niedriglehners“.
2. Breite / Form
- Neben der Höhe sollte auch die Lehnenbreite dem Körperbau der Nutzerin / des Nutzers entsprechen.
- Die Breite ist durch die Grundform der Lehne bestimmt. Rechteckige Lehnen fallen naturgemäß breit aus.
3. Abstimmung
- Die Lehne sollte sich in ihrer Höhe abstimmen lassen.
- Der wichtigste Stützbereich sind dabei die unteren Wirbel der Wirbelsäule. Die Auswölbung (Lordosenstütze) sollte an den unteren Wirbeln anliegen und die Wirbelsäule aufrichten.
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Hohe vs. niedrige Lehne
Bevor du dich mit Detailfragen beschäftigst, solltest du deinen passenden Bürostuhltypen bestimmen. Der Markt teilt sich in zwei Typen auf:
- „Hochlehner“: Bürostühle mit hochgezogenen Rückenlehnen stützen bis zu den Schulterblättern. Hier gibt es wiederum mittelhohe Modelle und Vollhöhe-Ausführungen mit Kopfstützen. Der Aufbau ist bei klassischen Drehstühlen, Chefsesseln, Gaming-Stühlen etc. anzutreffen.
- „Niedriglehner“: Dieser Typ bietet dem Oberkörper mehr Bewegungsfreiheit. Partien wie Brust- und Halswirbelsäule sind dafür nicht (oder weniger) gestützt. Halbhohe Rückenlehnen finden sich bei klassischen Bürodrehstühlen aber auch Sitzmöbeln für agiles Sitzen (ergonomische Arbeitsstühle, Aktivstühle). Modelle ohne Armstützen erleichtern spielerische Haltungswechsel. So können Nutzer die Sitzfläche drehen und die Rückenlehne als Bruststütze verwenden.

Welcher Bürostuhl-Typ ist der Richtige für mich?
- Hochlehner sind bei reiner Computerarbeit (Grafik-Design, CAD-Zeichnen etc.) vorteilhaft. „Power-User“ profitieren vom gestützten Sitzen mit Entlastungsmöglichkeiten.
- Wer hingegen agil sitzen möchte, sollte einen Niedriglehner in Betracht ziehen. Dieser lässt den Armen mehr Freiraum als „blockische“, schulterhohe Lehnen. Nicht umsonst sind Arbeitsstühle für Werkstätten usw. mit niedrigen Lehnen ausgestattet, die sich mitunter nach oben verjüngen.
Zusammenfassend gilt: Je höher die Rückenlehne, desto größer ist der Entlastungsgrad – bei allerdings verminderter Bewegungsfreiheit.
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Maße
Ein guter Schreibtischstuhl wird den anatomischen Eigenheiten der Nutzerin / des Nutzers gerecht. Achte daher an erster Stelle auf passende Höhen- und Breitenmaße.
Richtige Höhe bei Hochlehnern: Fällt die Entscheidung für eine hohe Lehne, sollte diese genug Höhe bieten, um den Rücken des Nutzers bis hinauf zu den Schulterblättern zu stützen. Bei einem Online-Kauf sollten nicht zuletzt groß gewachsene Nutzer die Daten zur Rückenlehnenhöhe unter die Lupe nehmen. Neben der Höhe sind auch die Schulterbreite sowie die untere Lehnenbreite zu berücksichtigen.

Höhenangaben beziehen sich auf die maximal einstellbare Höhe der Lehne. Gemessen wird (meistens) von der Sitzfläche zur Oberkante der Lehne – ohne etwaige Nackenstütze.
In der folgenden Tabelle findest du Orientierungswerte. Die Einteilung nach absoluter Körpergröße (kleiner oder großer Nutzer) ist stets nur ein Anhaltspunkt, da sich die Proportionen vieler Menschen unterscheiden. Eine eher klein gewachsene Person kann durchaus mit einem verhältnismäßig langen Rücken „gebaut“ sein.
Niedrig (kleine Nutzer) | Mittlere Höhe | Hoch (große Nutzer) |
---|---|---|
52cm | 58cm | 68cm |
Richtige Höhe bei Niedriglehnern: Bürostühle mit niedriger Lehne stützen zwar nur den unteren Rücken, richten die Wirbelsäule aber dennoch auf. Wichtig ist hier der passende Stützpunkt der Lordosenstütze. Die Auswölbung setzt an den unteren Wirbeln an und richtet das Rückgrat auf (mehr dazu im Abschnitt Einstellbarkeit).
Richtige Höhe bei starrer Rückenlehne: Sollte die Lehne nicht höhenverstellbar sein, gilt Selbiges: Die Lehne sollte die Lendenwirbelsäule passgenau stützen. Die Auswölbung sollte beispielsweise nicht zu hoch anliegen.

Tipp: Ergonomische Bürostühle mit verstellbaren Rückenlehnen vergrößern den Höhenspielraum im Schnitt um 5 – 8cm. Je größer der Einstellungs-Spielraum, desto geringer das Fehlkaufrisiko.
Ein Blick auf die Wirbelsäule macht die Unterschiede zwischen den Bürostühlen zusammenfassend deutlich. Ein klassischer Hochlehner stützt die Brustwirbelsäule weitgehend. Modelle mit Kopfstütze stützen das gesamte Rückgrat und lassen sich auch als Ruhesessel verwenden.

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Formen
Maßgeblich für die passende Bürostuhl-Rückenlehne ist wiederum der individuelle Körperbau des Sitzenden (gedrungener vs. langer Oberkörper, breite Schultern vs. zierliche Gestalt). Die Grundform sollte mit diesen Eigenheiten harmonieren. Hier einige gängige Formen im Überblick:

- Rechteckige Lehnen: „Blockische“ Formen stützen auch den oberen Rücken, reduzieren aber den rückwärtigen Bewegungsraum der Arme.
- Sich verjüngende / schulterfrei geformte Rückenlehnen: Bei dieser Form verjüngt sich die Lehne nach oben und erhöht somit die Bewegungsfreiheit der Arme. Diese Form ist für Tätigkeiten mit häufigen Haltungswechseln erprobt (Werkstätten, Front Desk usw.).
- Racing Chair / Sternform: Gaming-Stühle sind Sportsitzen nachempfunden. Charakteristisch sind die Auswölbungen im oberen Drittel zur Stützung der Schultern sowie Seitenwangen zur Stabilisierung.
- Freiformen: Neben den Standardformen gibt es viele Freiformen, wie etwa die ebenfalls sternförmige Lehne des Bürostuhlklassikers Hag „Capisco“.
Geteilte Lehnen
Neben durchgängigen Flächen bietet der Markt auch Rückenlehnen, die aus mehreren Polsterelementen bestehen.
- Waagerecht geteilt: Eine Variante ist die Teilung in 2 (ggf. auch mehr) waagerechte Polster – eines für den oberen Rücken und eines für den Lendenbereich. Die Elemente lassen sich teilweise einzeln in ihrer Neigung an den Rücken anpassen.
- In der Höhe geteilt: Bei Rückenlehnen, die in der Höhe geteilt sind, umschließen die beiden beweglichen Polsterteile das Becken des Nutzers. In der Mitte verläuft ein Spalt. Gängig sind diese bei Stühlen für spezifische Rückenbeschwerden.
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Ausformung
Der Flächenschnitt ist der eine Aspekt der Lehnenform. Ergonomische Rückenlehnen sind des Weiteren auch im Querschnitt anatomiegerecht ausgeformt.
Querschnitt: Eine gute Rückenlehne ist daran zu erkennen, dass sie nach physiologischen Gesichtspunkten geschnitten ist, ganz wie ein Abdruck der gesunden Wirbelsäule. Sie bieten eine gute Balance aus Anschmiegsamkeit und Bewegungsfreiheit. Viele Lehnen haben dazu mittig Vertiefungen bzw. Einwölbungen, die engen Kontakt zur Wirbelsäule herstellen, und öffnen sich nach oben hin wie ein Trichter, so dass der Oberkörper mehr Bewegungsfreiheit erhält. Der obere Bereich der Lehne sollte jedoch nicht zu weit abstehen und die Schulterblätter bei Anlehnbewegungen unmittelbar stützen.
Längsschnitt: Im Längsschnitt sollte sich das Polster in die natürliche Krümmung der Wirbelsäule einpassen und den Lendenwirbelbereich im unteren Drittel der Wirbelsäule stützen.
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Einstellbarkeit
Die Rückenlehne ist modellbedingt entweder im Ganzen verstellbar oder nur punktuell.
1. Ganze Lehne beweglich: Im ersten Fall ist die Polsterfläche häufig auf einer Schiene gelagert und arretiert beim Hochschieben ca. alle 3 Zentimeter. Die Lehne lässt sich so gut an den Rücken verschiedener Nutzer anpassen.
2. Nur Lordosenstütze beweglich: Im zweiten Fall ist nur die sogenannte „Lordosenstütze“ („Lendenwirbelsäulenstütze“, „Lendenbausch“, „Lumbalstütze“) beweglich. Das ist der nach vorne gewölbte, untere Bereich der Lehne. Die Auswölbung schmiegt sich in die natürliche Krümmung der Wirbelsäule ein, stützt diese und richtet sie auf. Der ideale Stützpunkt muss hier wiederum durch die regulierbare Höhe anpassbar sein.
Im Längsprofil sind ergonomische Bürostuhl-Rückenlehnen generell ein Abdruck eines gesunden Rückens – folgen also der S-Form einer gesunden Wirbelsäule.

3. Lehne und Lordosenstütze (unabhängig) beweglich: Bei besonders flexiblen PC-Stühlen ist eine Beweglichkeit beider Komponenten gegeben – sprich die gesamte Lehne und das Lendenpolster lassen sich unabhängig voneinander einstellen.
Welchen Vorteil haben Schreibtischstühle mit beweglichen Lumbalstützen? Eine bewegliche Lordosenstütze bietet den Vorteil, den optimalen Stützpunkt des Beckens unabhängig von der absoluten Höhe der Lehne abzustimmen. Das Verhältnis von oberer und unter Rückenstützung lässt sich also genauer ausbalancieren. Ist allerdings nur die Lumbalstütze beweglich und nicht die gesamte Rückenlehne, ist dieser Vorteil nicht (oder eingeschränkt) gegeben.

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Neigungsfunktion
Soll der Bürostuhl spezielle Sitzwinkel ermöglichen, sind auch technische Aspekte wie der Neigungswinkel zu berücksichtigen. Das Verhalten hängt dabei von der Mechanik (dem „Drehwerk“) des Stuhls ab. Alles Wissenswerte über Technik und Funktionen erfährst du in unserem Spezialratgeber Bürostuhlmechaniken.

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Material
Ein weiterer Aspekt einer ergonomischen Rückenlehne ist das Material.
Polsterlehne: Die gepolsterte Rückenlehne ist der Klassiker. Sie besteht aus einem mit Schaum ummantelten Kunststoff-Teil, welches mit einem Mikrofaser-Gewebe oder Leder bespannt ist. Ihr Vorteil ist die hohe und beständige Stützkraft. Nachteilig ist die etwas geringere Elastizität.
Bei den Polsterstärken gibt es teilweise noch die Option zwischen einer dünnen und stärkeren Polsterung („Flachpolster“, „Vollpolster“). Letztere ist für den 8-Stunden-Einsatz eher zu empfehlen, wobei wir durchaus auch gute Flachpolster getestet haben.
Netzlehne: Die Netzbespannung ist die Alternative. Sie sorgt für mehr Ventilation am Rücken. Herrscht im Büro häufig Zugluft, kann dies stören. Erfahrungsgemäß gewöhnt man sich aber an das kühlere Gefühl.
Netzstoff ist elastischer, büßt dadurch aber etwas an Stützkraft ein. Eine billige Membran kann mit der Zeit ausleiern. Hochwertige Markenbürostühle zeichnen sich durch formbeständige Netzstoffe aus. Eine verstärkte Tragestruktur verhindert das Durchhängen des Gewebes.
Probleme mit elektrostatischer Aufladung hatten wir beim Test von Markenbürostühlen selten. Die Netzstoffe werden generell stetig ausgereifter.
Vollpolster + Stoff | Vollpolster + Leder | Netzstoff | |
---|---|---|---|
Stützkraft | +++ | +++ | + |
Elastizität | + | + | +++ |
Ventilation | ++ | + | +++ |
Haptik | + | +++ | + |

FAQs
Abschließend beantworten wir häufige Fragen zum Thema Rückenlehnen beim Bürostuhlkauf:
Braucht ein Bürostuhl eine Rückenlehne? Nein. Manche Aktivstühle verzichten gänzlich auf Rückenlehnen. Bei derartigen Stuhlkonzepten liegt der Fokus auf der freien Bewegung sowie einer Stärkung der Rückenmuskulatur. Wer allerdings 8-Stunden-Arbeitstage mit reiner Computerarbeit verrichtet, profitiert vom gestützten Sitzen mit Entlastungsphasen.
Die Kehrseite des gestützten Sitzens ist der unvermeidliche Abbau der Rückenmuskulatur. Wer den Kompromiss sucht, kann auch einen Aktivstuhl ohne Rückenlehne als Zusatzsitzmöbel einsetzen bzw. Sitzmöbel für das (angelehnte) Stehen und Sitzen kombinieren. Ein aktiv genutzter höhenverstellbarer Schreibtisch entlastet ebenfalls und gehört an modernen Computer-Arbeitsplätzen längst zur Standardausstattung.
Für wen sind Bürostühle mit hoher Rückenlehne empfehlenswert? Eine hohe Lehne ist bei 8-Stunden-Arbeitstagen mit reiner Computerarbeit vorteilhaft. „Power-user“ profitieren von den Entlastungsmöglichkeiten. Auch für zurückgelehnte PC-Arbeitshaltungen oder Ruhesessel-Funktionen, ist eine volle Stützung obligatorisch. Nur so können Nutzer ihre Brustwirbelsäule beim Zurücklehnen („passives Sitzen“) wirksam entlasten. Bürostühle mit großem Neigungswinkel verfügen daher stets über hohe Rückenlehnen.
Für wen sind Bürostühle mit niedriger Rückenlehne empfehlenswert? Wer hingegen agil sitzen möchte und viel Armfreiheit benötigt, sollte einen Niedriglehner in Betracht ziehen. Hohe rechteckige Lehnen stützen zwar die Schultern beim Zurücklehnen, schränken dafür aber den Radius für Armbewegungen ein. Eine Lehne, die sich verjüngt, gibt den Armen mehr Freiraum und ermöglicht so eine agilere Arbeitsweise.
Für Standard-Bürotätigkeiten eignen sich generell beide Typen. Ausgehend von den Arbeitsabläufen und der präferierten Sitzweise dürfte die Wahl aber leichter fallen.
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- Merkzettel: Schreibtischplatten kaufen – worauf achten? (PNG)
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Quellen
- Fotos im Beitrag: Adobe Stock, Produkbilder: Sedus Stoll AG