Die so genannte „Mechanik“ ist das Gleitwerk von Bürostühlen. Es macht den Sitz beweglich und entlastet so den Rücken. Die Bandbreite reicht von einfachen Wipp-Mechanismen bis hin zu komplexen Räderwerken. Allzu oft werden noch veraltete Mechanismen verbaut. In diesem Ratgeber erklären wir die Marktstandards, Funktionsweisen und Unterschiede bei Bürostuhl-Mechaniken.
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Auf einen Blick
Worauf sollte man bei Bürostuhl-Mechaniken achten? Hier die Checkliste mit den wichtigsten Kriterien:
Checkliste
- Ein neuer ergonomischer Bürostuhl sollte eine Mechanik auf dem Stand der Technik bieten – etwa eine Variante der Synchronmechanik. Veraltete Mechanismen sind nach wie vor am Markt verbreitet – etwa bei manchen Chefsesseln und Gaming-Stühlen.
- Der Mechanismus – speziell der Widerstand der Rückenlehne – sollte exakt auf das Körpergewicht einstellbar sein. Vor allem schwer- oder leichtgewichtige Personen sollten sich dessen vergewissern.
- Wer den Bürostuhl für Ruhehaltungen oder zurückgelehntes Arbeiten nutzen möchte, sollte auf großzügige Neigungsverhältnisse (Öffnungswinkel 135 Grad oder größer) achten.
- Optional: Neuere Synchronmechaniken verfügen über optionale, „smarte“ Funktionen. Einige Varianten stellen sich z. B. automatisch auf das Körpergewicht ein.
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Typen im Überblick
Es gibt eine große Bandbreite an Bürostuhlmechaniken, die sich hinsichtlich ihres Bewegungsverhaltens unterscheiden. Wesentliche Unterschiede bestehen zwischen klassischen Bürostühlen und Aktiv-Sitzmöbeln. Die Auslenkung befindet sich teils am Sockel der Sitzfläche (2-D) und teils bodennah im Standfuß (3-D). Grob lässt sich der Markt in 3 Grundtypen einteilen:

- 2-D-Mechaniken (klassische Bürodrehstühle): Bei klassischen Bürostühlen ermöglicht ein Kipp- und Schiebemechanismus Bewegung in zwei Richtungen: vor und zurück. Die Mechanik bewirkt eine Körperstreckung. Vor allem die Lendenwirbelsäule wird entlastet.
- 3-D-Mechaniken (Aktivsitzmöbel): Bei Aktiv-Bürositzmöbeln wie Hockern sind dank zusätzlicher Auslenkungen auch Seiten- und Kreisel-Bewegungen möglich („mehrdimensionales Sitzen“). 3-D-Mechaniken sind nicht nur für druckentlastende Sitzbewegungen konzipiert, sondern stärken zudem die Rückenmuskulatur.
- Hybrid-Mechaniken (klassische Bürodrehstühle mit Zusatzfunktionen): Unter den klassischen Bürostühlen mit Rückenlehne gibt es ferner Modelle mit ergänzenden Auslenkungen. Neben der 2-D-Bewegung (vor und zurück) unterstützen diese weitere Bewegungen – etwa Kippbewegungen der Sitzfläche nach links und rechts. Diese „Quasi-3-D-Mechaniken“ sollen Bewegungen zu den Seiten begleiten und für mehr durchblutungsfördernde Wechselbelastung sorgen. Sie sind jedoch in puncto Intensität nicht mit Aktiv-Sitzmöbel-Mechaniken vergleichbar.
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2-D-Mechaniken
Bei den 2-D-Mechaniken von klassischen Bürostühlen gibt es wiederum mehrere Varianten, die sich im Hinblick auf die Bewegungsabläufe von Sitzfläche und Rückenlehne unterscheiden.

1. Wippmechanik (ältere Technik)
Rückenlehne und Sitzfläche sind hier starr miteinander verbunden, so dass beide Flächen gemeinsam beim Zurücklehnen nach hinten kippen. Die Kippfunktion hat Ähnlichkeit mit einem Schaukelstuhl. Ihr Nachteil: Sie verändert den Öffnungswinkel zwischen der Hüfte und den Lendenwirbeln meistens zu wenig. Druckentlastung findet nur bedingt statt.
Das Verfahren findet sich mitunter bei Chefsesseln im Niedrigpreisbereich. Es gibt jedoch auch moderne Weiterentwicklungen – etwa die HÅG-Mechaniken „BalanceMovementTM“ und „InBalance“.
2. Permanentmechanik (ältere Technik)
Hier ist die Sitzfläche nicht beweglich. Nur die Rückenlehne kippt beim Zurücklehnen nach hinten bzw. folgt der Bewegung nach vorne (Synonym: „Permanentkontaktmechanik“).
3. Synchronmechaniken (Marktstandard)
Genau wie bei der Wippmechanik folgen beide Flächen der Bewegung beim Zurücklehnen – allerdings mit dem wichtigen Unterschied, dass sich die Sitzfläche dabei anders verhält als die Rückenlehne – sich beispielsweise weniger neigt. Es besteht keine starre Verbindung. Insofern läuft diese Mechanik nicht buchstäblich „synchron“ und ihre Bezeichnung ist irreführend.
Was ist eine Punkt-Synchron-Mechanik? „Punkt-Synchron-Mechanik“ ist nur eine andere Bezeichnung für Synchronmechanik. Wie erwähnt: Die Sitzfläche neigt sich bei Synchronmechaniken generell weniger, als die Rückenlehne. Die leicht abweichende Bewegung führt nicht nur zu einem günstigeren Öffnungswinkel von Ober- und Unterkörper, sie wahrt auch den Stützpunkt der Lehne im Beckenbereich. Dadurch reibt die Rückenlehne auch nicht am Rücken hoch und runter, was den sogenannten „Hemdauszieheffekt“ verhindert. Wegen des gleichbleibenden Stützpunkts wird mitunter die Bezeichnung „Punkt-Synchron-Mechanik“ verwendet.
Variante Gleitmechanik: Eine Sonderform der Synchronmechanik ist die Gleitmechanik. Bei der Gleitmechanik gleitet die Sitzfläche nur nach vorne und geht nicht in die Neigung.
Variante Gewichtsautomatik: Bei klassischen Synchronmechaniken haben Rückenlehne und Sitzfläche ein fixes Neigungsverhältnis, wie z. B. 3:1. Neuere automatische Synchronmechaniken passen die Neigungen beider Komponenten dem Gewicht des Nutzers an. Dies zahlt sich etwa an Shared-Workspaces aus.
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3-D-Mechaniken
Synchronmechaniken erlauben Bewegung in zwei Dimensionen. Lehne und Sitz folgen zwar auch kleineren Bewegungen, tun dies aber „passiv“. Bewegung bedeutet hier Eigeninitiative des Nutzers, der sich aktiv Anlehnen muss.
Anders sieht es bei 3D-Mechaniken aus: Die entsprechenden Aktivstühle und Hocker verfügen über einen Mechanismus (Pendeln oder Wippen), der den Sitzenden zu leichten oder stärkeren Balancebewegungen veranlasst. Der gesundheitliche Vorteil dieses „mehrdimensionalen Sitzens“ liegt in den Wechselbelastungen verschiedener Rückenmuskel.

3D-Mechaniken finden sich sowohl bei Hockern als auch bei einigen klassischen Drehstühlen als „Hybrid-Lösung“. Das Prinzip beruht immer auf einem Kipp- oder Pendeleffekt – manchmal auch beides zusammen. Auch in diesem Bereich bestehen große Unterschiede – etwa mit Hinblick auf (1) mögliche Bewegungsdimensionen, (2) welche Teile des Stuhls beweglich sind und (3) die Regulierbarkeit bzw. Intensität der Bewegung.
Während einige Mechanismen aus mechanischen Werken mit Federn und Kugellagern bestehen, beschränken sich andere Verfahren allein auf eine bestimmte Ausformung von Standfuß und Sitzfläche.
1. Intensive 3-D-Mechaniken zur Muskelstärkung
Einfache 3-D-Mechaniken: Tellerhocker verwenden im weitesten Sinne „Mechaniken” und gehören zum zweiten Typ. Sie nutzen einfachste physikalische Effekte. Die Bodenwippe ist ein Kugelkörper mit kleiner Bodenkontaktfläche. Die Gewichtskraft des Sitzenden wirkt als Hebel, der den Hocker in Schwingung versetzt. Man steuert die Intensität der Bewegung durch Beinarbeit.

Komplexe 3-D-Mechaniken: Dagegen steckt etwa in dem Aktiv-Hocker „Swopper“ von aeris ein komplexes mechanisches Kugelgelenk mit Federspannmechanismen. Diese erlauben es, die Intensität des Schwingens zu regulieren. Das Auf- und Abschwingen ist auf das Körpergewicht einstellbar. Lehnt sich der Nutzer nach vorne zum Schreibtisch, so folgt ihm die gesamte Mittelsäule und geht in die Vorneigung. Das Becken bleibt gerade und die Haltung aufrecht.
Zusammenfassung – Was ist eine 3-D-Mechanik bei einem Bürostuhl? Ein Bürostuhl mit 3-D Mechanik bietet gegenüber standardmäßigen Mechaniken zusätzliche Auslenkungen. Je nach Ausführung sind dies beispielsweise Seitenneigungen der Sitzfläche oder der gesamten Mittelsäule. 3-D-Mechaniken fördern Wechselbelastungen und trainieren die Rückenmuskulatur.
2. „Softe“ 3-D-Mechaniken für Wechselbelastungen
Es gibt ferner Mechaniken, die eher sanft wirken – also weniger zur Muskelstärkung beitragen, sondern eher Sitzbewegungen begleiten. Eine solche sanfte Variante ist beispielsweise die „Similar-Swing“ Mechanik von Sedus. Bei dem Verfahren (dynamische Sitzfläche) neigt sich nur die Sitzschale nach links und rechts. Gleichzeitig folgt die Rückenlehne über ein Gelenk den Beckenneigungen nach links und rechts. Der Stuhl folgt also dem Nutzer. Die Wechselbelastung geschieht mehr oder weniger unbewusst, was den Sitzenden nicht von seiner Aufgabe ablenken soll.

Ein ähnliches Prinzip ist die „scherende Wippe“ von aeris. Unter dem Sitz kreuzen sich Hebelarme. Ähnlich wie die beweglichen Achsen eines Skateboards können die Arme ausscheren, wenn der Sitzende seine Haltung verändert.

Eine herkömmliche Wippe arbeitet hingegen mit der Verlagerung des Schwerpunktes. Hier ist Krafteinsatz nötig, um zwischen dem stabilen Zustand und instabilen Zustand zu wechseln. Beim Modell „Swopper“ oder „3-Dee“ ist beispielsweise die ganze Mittelsäule voll beweglich, was den Sitzenden zu stärkeren Ausgleichsbewegungen zwingt. Allerdings bietet die 360-Grad-Mechanik von aeris ebenfalls eine Regulierungsfunktion.

Flexible Bürostühle mit abschaltbarer 3-D-Mechanik: Einige ergonomische Bürostühle sind mit abschaltbaren Sitzneigungs-Mechaniken ausgestattet. So wird aus dem Aktivstuhl per Knopfdruck wieder ein normaler Drehstuhl. Viele Nutzer wünschen sich diese Option für konzentrierte Arbeitsphasen, in denen zu viel Instabilität stören kann.

Die Expertenmeinung: Bürostühle mit „sanften 3-D-Mechaniken“ verbinden das gestützte Sitzen (Armauflage-Möglichkeit) mit der seitlichen Mobilität eines Aktiv-Sitzmöbels. Sie sind jedoch nicht mit der 3-D-Mechanik eines Hockers vergleichbar. Diese tragen zur Muskelstärkung bei. Hocker ermöglichen im Übrigen einen offeneren Sitzwinkel. Sie setzen durch den Verzicht auf Armlehnen mehr Bewegungs- und Aufrichtungsimpulse. Somit ist eine Duo-Lösung (z. B. aus Drehstuhl + Hocker oder Stehhilfe) nach wie vor eine sinnvolle Option für einen gesunden Home-Office-Arbeitsplatz.
Ergoyou-Experte: Dr. Jens-Philipp Frieling
Marktüberblick
Der Markt bietet viele weitere 3-D-Mechaniken. Mit ihren spezifischen Mechanismen (rotatorische Sitze u. a.) sollen diese meistens Rückenbeschwerden lindern. Hier ein kleiner Überblick:
3D Mechanik | Hersteller | Prinzip | Einsatz-Bereich | Regulierbarkeit |
---|---|---|---|---|
Kugelgelenktes Federbein | Aeris u.a. | Bodennahes mechanisches Kugelgelenk | Stühle & Hocker | hoch (mechanisch) |
Bodenwippe | Diverse | Gewölbte Bodenplatte (Tellerhocker) | Hocker | gering (muskulär) |
Sitzwippe | Balimo | Sitzfläche mittels Kugellager auf Mittelsäule befestigt | Hocker | gering |
Rotatorischer Sitz | Bioswing | Sitzfläche an Federn aufgehängt – rotiert in horizontaler Ebene (Federbrett-Prinzip) | Stühle & Hocker | — |
Neigbare Sitzschale | Sedus Similar-Swing | Auf bogenförmigen Walzen beweglich gelagerte Sitzfläche – links und rechts Neigung (Wiegemesser-Prinzip) | Stühle | hoch (mechanisch) |
Einzeln neigbare Sitzschalen | Wilkhahn Trimension | Beweglich gelagerte geteilte Sitzfläche – links und rechts Neigung – Sitzhälften bewegen sich unabhängig | Stühle | hoch (mechanisch) |
Weitere 3-D-Mechaniken / Hersteller: Syncro-Permanent-Balance (Dauphin), Pending-Mechanik (Pending), Schwipp-Mechanik (Schwipp), Dondola-Gelenk (Wagner), Ergo-Top-Mechanik (Löffler), S-Move-System / Self-Mechanik (BN Office Solution), Ergo-Balans-Mechanik (Rovo / Völkle), Moteo (Klöber), Sitagwave (Sitag), duo-back balance, freework und mono balance (Rohde & Grahl), 3-D-Atem-Mechanik und 3-D-Fitness-Mechanik (Sitwell), Similar-Swing-Mechanik (Sedus), Body-Balance-Tec-Gelenk (Topstar), Smart Spring (Interstuhl)
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Ansprechverhalten
Beim Anlehnen sollte der Bürostuhl eine Balance aus Rückenunterstützung und Beweglichkeit bieten. Dazu muss der Anlehndruck (=Gegenkraft der Lehne) exakt auf das Körpergewicht einstellbar sein. Für zierliche Personen muss ein entsprechend geringer Gegendruck einstellbar sein – umgekehrt sollte für schwergewichtige Nutzer genug Widerstand einstellbar sein.
Das Ansprechverhalten der Feder ist dann gut, wenn es den gleitenden Wechsel von aufrechter und zurückgelehnter Haltung fördert. Animiert die Mechanik zum spielerischen „Schaukeln“, ist das meistens ein gutes Zeichen.
Die Rückenlehne sollte nicht vollständig arretiert werden. Wenn du einen festen Haltepunkt für den Gegendruck einstellst, sollte sich die Lehne bei vollem Zurücklehnen (hinter dem Haltepunkt) mitbewegen. Statik ist der Hauptgrund für Rückenbeschwerden. Allenfalls bei der Nutzung als Ruhesessel ist das vorübergehende Feststellen in zurückgelehnter Haltung sinnvoll.
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Öffnungswinkel
Wer seinen Bürostuhl auch für zurückgelehnte Haltungen nutzen möchte, sollte auch auf die maximale Neigung der Rückenlehne achten. Eine Kopfstütze ist dann empfehlenswert.
Öffnungswinkel: Was ist der Öffnungswinkel bei einem Bürostuhl? Der Öffnungswinkel eines Bürostuhls ist der effektive Sitzwinkel, der sich beim maximalen Zurücklehnen ergibt. Er drückt aus, wie weit sich der Stuhl beim Anlehnen „aufklappen“ kann. Je größer der Öffnungswinkel, desto liegender wird die maximale Anlehnposition.

Kleiner vs. großer Öffnungswinkel: Für eine kurzfristige Entlastung der Wirbelsäule sollte sich die Lehne 20-25 Grad (von der 90-Grad-Stellung aus gesehen) neigen lassen. Ein großer Öffnungswinkel ist bei Bürostühlen mit Kopfstütze sinnvoll („Komfortstühle“, „24/7 Stühle“). Die maximale Anlehnposition ist dann i. d. R. keine Arbeitsposition, sondern eine Ruheposition, da im Liegen ein übermäßiges Heben des Kopfes nötig wäre, um den Monitor zu erfassen. Bestimmte Tätigkeiten, wie z. B. Telefonieren oder Lesen, sind auch weit zurückgelehnt möglich.
Öffnungs-Winkel | Bewirkte Haltung | Tätigkeit |
---|---|---|
90 – 95° | aufrecht sitzend | normale PC-Arbeit |
110° | aufrecht sitzend / geöffneter Sitzwinkel | zurückgelehnte PC-Arbeit |
120° | zurückgelehnt | Lesen, Telefonieren |
135° | weit zurückgelehnt / fast liegend | Ruhen |
150° | liegend | Ruhen |
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Neigungsverhältnis
Bei der Synchronmechanik sind Sitzfläche und Rückenlehne nicht mehr starr miteinander verbunden. Beide Komponenten bewegen sich bei Regungen in keinem festen Verhältnis. Die Bezeichnung „synchron“ ist somit irreführend.
Neigungsverhältnis: Abweichungen bestehen beispielsweise beim Kippwinkel von Sitz und Lehne. Die Sitzfläche neigt sich (bei gegebener Neigefunktion) generell weniger nach hinten, als es die Rückenlehne tut. Gängig ist z. B. ein Rückenlehne-Sitzfläche-Neigungsverhältnis von 2:1. Auch 3:1 treffen wir in unseren Bürostuhl-Tests häufig an. 3:1 kann in Zahlen beispielsweise heißen: Die Rückenlehne kippt um 15 Grad, während sich der Sitz nur um 5 Grad nach hinten neigt.

Öffnungswinkel vs. Rückenlehnen-Neigungswinkel: Da sich – wie erwähnt – auch die Sitzfläche mit der Rückenlehne neigt, wäre es falsch, den Rückenlehnen-Neigungswinkel als Äquivalent für den Öffnungswinkel herzunehmen. Du musst den Rückenlehnen-Neigungswinkel stattdessen in Relation zum Sitzflächen-Neigungswinkel setzen. Gibt der Hersteller beispielweise einen maximalen Rückenlehnen-Neigungswinkel von 15 Grad an, so wäre die Rechnung 90 Grad + 15 Grad = 105 Grad Öffnungswinkel ungenau. Der tatsächliche Winkel ist etwas kleiner, da der Sitz auch kippt.
Ergo: Wer sich beim Kauf eines Bürostuhls für den exakten Sitzwinkel beim Zurücklehnen interessiert, sollte beide Werte im Blick behalten (1) den maximalen Neigungswinkel der Rückenlehne und (2) das Neigungsverhältnis beider Komponenten.
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Anlehnpositionen
Kurzzeitiges passives Sitzen (120 Grad): Konventionelle Bürostühle ermöglichen Sitzwinkel von etwa 115-125 Grad. Für das kurzzeitige passive Sitzen, bei dem der Kopf mit den Armen gestützt wird, genügt dies.
Zurückgelehntes Arbeiten (110 Grad): Mit einer Stützung des Kopfes ist auch aktives Arbeiten in der zurückgelehnten Haltung bei etwa 110-115 Grad möglich. Erforderlich ist dazu ein ergonomischer Bürostuhl mit einer Kopfstütze. Letztere sollte präzise (d. h. auch in der Tiefe) einstellbar sein. Selbiges gilt für die Armlehnen (sofern du Armlehnen nutzt). Nur wenn der Stützpunkt für die Arme in der Tiefe regulierbar ist, lassen sich die Entfernung zur Tischkante sowie die Armauflage abstimmen. Dadurch sind auch größere Sitz- und Sehentfernungen möglich. Um die Tastatur ohne Armstreckung oder Vorbeugen zu bedienen, ist zudem ein Tastaturauszug zweckdienlich.
Volle Tiefenentspannung (135 Grad): Wer seinen PC Stuhl hingegen als wirklichen Ruhesessel nutzen möchte, braucht etwas mehr Spielraum. Ein idealer Sitzwinkel für das passive Sitzen ohne Muskelarbeit ist 135 Grad. Dieser Winkel belastet den unteren Rücken kaum.

Reine Ruhehaltung („passives Sitzen“): Allerdings ist dies wegen der Nacken-Kopf-Stellung eine reine Ruhehaltung. Die 135-Grad Haltung eignet sich allenfalls für bestimmte passive Arbeiten (z. B. Telefonkonferenzen).
Das Limit für die äußerste Ausladung beim Anlehnen wird übrigens durch den Durchmesser des Fußkreuzes bestimmt. Die erlaubten Werte sind in der Norm für Bürodrehstühle (DIN EN 1335) definiert.
Zur Orientierung hier einige Rückenlehnen-Neigungswinkel aus unseren Bürostuhl Vergleichen. Beachte beim Kauf auch das Neigungsverhältnis, um den effektiven Sitzwinkel zu bestimmen.
Max. Winkel Lehne | Empfohlen für… |
---|---|
115° | Minimum laut Norm für Bürodrehstühle DIN EN 1335-1 |
125° | … 8h-Drehstühle ohne Kopfstütze. Mittel in unseren Bürostuhl-Vergleichen |
125-135° | … Komfort- bzw. 24/7 Stühle |
> 135° | … Liegeposition (nur durch besondere Statik / Drehkreuz-Konstruktion möglich) |
FAQs
Zum Schluss die häufigsten Fragen zum Thema Bürostuhl-Mechaniken kurz beantwortet:
FAQs
1. Was ist die Mechanik eines Bürostuhls? Wozu ist diese gut?
- Mit „Mechanik“ ist nicht etwa die Gasfeder eines Bürostuhls gemeint, sondern ein Mechanismus zur Sitzbewegung. Unter einem Kunststoff-Gehäuse verbirgt sich ein Drehwerk. Es reagiert auf Druck. Lehnt sich der Nutzer nach hinten, löst er damit Bewegungen der Rückenlehne und der Sitzfläche aus.
- Ergonomische Bürostühle sind also „Gleitsitze“. Im Gegensatz zu starren Stühlen entlastet das bewegte Sitzen den Rücken sowie die inneren Organe.
2. Was ist der Marktstandard bei Bürostuhl-Mechaniken?
- Die so genannte „Synchronmechanik“ ist der Marktstandard bei klassischen Bürostühlen. Hier bewegen sich Rückenlehne und Sitzfläche unabhängig. Bei veralteten Verfahren (z. B. Wippmechanik) besteht hingegen eine starre Verbindung der Bauteile.
- Im Übrigen bietet der Markt eine Reihe von Spezialmechaniken. Diese verfügen über spezifische Bewegungsmechanismen (rotatorische Sitze u. a.) und sollen meistens Rückenbeschwerden lindern.
3. Was „können“ moderne Bürostuhl-Mechaniken?
- Die gängigen Synchronmechaniken sind „Vor-Zurück-Mechanismen“, die in 2 Dimensionen arbeiten. Neuere Entwicklungen bieten zusätzliche Auslenkungen nach links und rechts. Diese sollen Wechselbelastungen fördern.
- Bei Aktiv-Sitzmöbeln kommen andersartige Mechaniken zum Einsatz. Diese fördern nicht nur Wechselbelastungen, sondern tragen auch zur Muskelstärkung bei. Nutzer werden durch Balancebewegungen stärker einbezogen.
Quellen
- Büromöbel – Büro-Arbeitsstuhl – Teil 1: Maße – Bestimmung der Maße; Deutsche Fassung EN DIN EN 1335-1