Die einen möchten sie nicht missen, die anderen empfinden sie als störend: Die Kopfstütze gehört zu den vieldiskutierten Ausstattungsoptionen von Bürostühlen. Wir tauchen in die Diskussion ein. Dazu beleuchten wir die Vor- und Nachteile von Kopfstützen und erklären, wann ein Bürostuhl mit Vollausstattung sinnvoll ist.
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Auf einen Blick
Stützung vs. Bewegungsfreiheit
Die Frage „Muss ein Bürostuhl eine Kopfstütze haben?“ lässt sich mit „Nein“ beantworten. Grundsätzlich erweitern Bürostühle mit Kopfablage die Körperstützung, während Standard-Bürostühle mehr Bewegungsfreiheit bieten. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Kopfstütze solltest du folgende Pro- und Contra-Argumente abwägen:
Vorteile
- Bei statischen Tätigkeiten mit unvermeidbarer längerer Bildschirmnutzung (Grafik Design, Gaming usw.) können Kopfstützen Entlastung bringen
- Eine Stützung des Kopfes bietet sich zudem bei passiven Schreibtisch-Tätigkeiten (Lesen, Telefonieren, Videoüberwachung etc.) an
Nachteile
- Kopfstützen reduzieren die Bewegungsfreiheit des Oberkörpers
- Bei agilen Arbeitsabläufen mit fließenden Wechseln zwischen Sitzen und Stehen sind Kopfstützen bzw. Stühle mit hohem Aufbau somit eher hinderlich
Neutral
- Kopfstützen können vornübergebeugte Fehlhaltungen am Computer verringern
- Entlastungen werden jedoch langfristig mit dem Abbau von Muskeln erkauft, was neue Fehlhaltungen verursachen kann
Bottom Line: Letztlich sollte die Entscheidung für oder gegen eine Kopfstütze stets von dem persönlichen Sitzgefühl ausgehen. Teste daher möglichst mehrere ergonomische Bürostühle mit Kopfstütze. Achte darauf, wie sich das Sitzen mit Kopfstütze für dich anfühlt.
Nutzertypen
Agil- oder Komfort-Sitzer?
Maßgeblich für die Auswahl des passenden Bürostuhls sind (1) die persönlichen Sitzvorlieben, (2) die Schwerpunkte der Tätigkeit sowie (3) individuelle körperliche Voraussetzungen. Wir fassen zusammen, für wen ein Modell mit oder ohne Kopfstütze tendenziell sinnvoller ist:
Nutzertypen Stuhl mit Kopfstütze | Nutzertypen Stuhl ohne Kopfstütze |
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Vorteile
Vorteile von Kopfstützen
Vorteil 1 – Haltungskorrektur: Die obere Wirbelsäule ist eine der Hauptproblemzonen des „Homo Digitalis“. Bedingt durch den Sitzalltag im Büro und die gebeugte Handynutzung haben sich Nackenschmerzen zur Volkskrankheit entwickelt. Das unnatürliche Vorbeugen des Kopfes verursacht Muskelentzündungen und -verhärtungen (Myogelose). Die Nackenbeugemuskeln können verkürzen.

Kopfstützen können helfen, eine vornübergebeugte Fehlhaltung einzudämmen und aufrechter zu sitzen. Denn beim Anlehnen des Kopfes geht die sitzende Person immer wieder in eine neutrale Kopf-Nacken-Stellung. Nicht nur der Rücken liegt an, auch der Hals bzw. Kopfansatz. Schultern und Kopf liegen auf einer lotrechten Linie. Die Stütze wirkt wie eine „Begradigungshilfe“.

Das Körperlot ist eine gedankliche vertikale Linie. Sie hebt die Ausrichtung der Körperpartien zueinander sowie die Richtung der Schwerkraft hervor (daher auch „Schwerelinie“). Die Linie verläuft bei einer aufrechten Körperhaltung gerade von oben nach unten durch das Ohr (leicht dahinter), das Schultergelenk und das Hüftgelenk.
Die Aufrichtung des Oberkörpers wirkt sich in mehrfacher Hinsicht günstig aus. Die Wirbelsäule wird gestreckt. Zudem verringert die lotrechte zurückgelehnte Haltung den Druck auf Hals, Brust und Bauch. Dies wiederum fördert eine gute Atmung.
Voraussetzungen für alle Vorteile sind die flexible, körpergerechte Einstellung der Nackenstütze und die insgesamt zum Nutzer passende Rückenlehne. Zu den Unterschieden beraten unsere Spezial-Guides Bürostuhl-Nackenstützen und Bürostuhl-Rückenlehnen.
Vorteil 2 – Zurückgelehntes aktives Arbeiten: Die Stützung des Kopfes erhöht den Spielraum für die Neigung der Rückenlehne. Die sitzende Person kann sich weit nach hinten lehnen und dabei dank der Kopfstützung eine neutrale Kopf-Nacken-Stellung beibehalten. Bei fehlender Kopfstütze strecken die meisten Bürostuhlnutzer ihren Kopf vor, wenn sie versuchen, die Tastatur zurückgelehnt zu greifen.
Für eine ergonomische zurückgehlehnte Eingabehaltung solltest du Maus und Tastatur idealerweise locker greifen können. Mit einem Tastaturauszug lässt sich das Keyboard besonders körpernah bedienen. Die Arme fallen leicht ab, was auch die Schultern lockert.
Die zurückgelehnte Haltung kann für sinnvolle Entlastung sorgen; etwa bei reiner, intensiver Computerarbeit (Mediengestaltung, Gaming etc.) oder Rückenbeschwerden wie Bandscheibenvorfällen. Sie bietet die bereits genannten Vorteile: Der vergrößerte Winkel zwischen Unter- und Oberkörper entlastet den unteren Rücken. Darüber hinaus sind größere Sitz- und Sehentfernungen möglich. Diese sind beim Einsatz großer Monitore empfehlenswert.

Vorteil 3 – Zurückgelehntes passives Arbeiten: Besonders vorteilhaft sind ergonomische Bürostühle mit Kopfstütze bei solchen Bildschirmtätigkeiten, die keine permanenten Tastatureingaben erfordern. Solche „Lean-Back-Tätigkeiten“ sind beispielsweise Telefonieren, Lesen, Videokonferenzen, Filme schauen oder Überwachungstätigkeiten. Wer keine Eingaben vornimmt, der muss nicht stetig mit der erhöhten Körperspannung für die Tastaturbedienung sitzen.
Vorteil 4 – Volle Entspannung: Regelmäßige Entspannungsphasen sollten Teil des Büroalltags sein. Sie können auf einem zusätzlichen Relax-Sitzmöbel (Couch, Lesesessel, Liege) stattfinden oder auf einem Bürostuhl. Nur ein Bürostuhl mit Kopfstütze ermöglicht dabei echte Ruhehaltungen ohne Muskelarbeit der Hals-Nacken-Region. Ohne Kopfstütze muss der Kopf beim Zurücklehnen mit den Händen gestützt werden.
Erhält der Kopf keine Stützung gleiten viele Bürostuhlnutzer in eine zusammengesackte Haltung ab – oft zum Ende des Arbeitstages, wenn die Körperspannung nachlässt. Mit Stützung kann sich der Nutzer ohne das Vorstrecken des Nackens zurücklehnen. Der Rücken wird nicht gestaucht.
Ein Bürostuhl mit Kopfstütze und großem Lehnen-Neigungswinkel ersetzt ein zusätzliches Relax-Sitzmöbel. Ein idealer Neigungswinkel für Ruhepausen ist übrigens etwa 135 Grad. Dieser Winkel belastet den unteren Rücken kaum. Die Füße sollten dabei auf einem Hocker Platz finden.

Nachteile
Nachteile von Kopfstützen
Die Nachteile von Bürostühlen mit Kopfstützen stehen im Zeichen eines Dilemmas. So muss die traditionell von Ergonomen empfohlene gute Körperstützung mit unerwünschten Folgen erkauft werden.
Nachteil 1 – Bewegungshemmnis: Ein Nachteil von PC-Stühlen mit Kopfstützen ist die Hemmung von Bewegung. Können wir uns in den Bürostuhl „fallen lassen“ und entspannen, so geben wir unserem Körper das Signal auf „Sparflamme“ zu schalten. Der Organismus wird schlechter mit Sauerstoff versorgt. Infolgedessen geraten wir in eine Lethargie-Spirale. Sitzunterbrechungen kommen uns mühsam vor.
Nachteil 2 – Muskelabbau: Eine Entlastung von Muskeln wirkt sich kurzfristig günstig aus. Langfristig bauen wir die entlasteten Muskeln ab. Das entmündigte Kraftgewebe degeneriert nach dem Prinzip „Use it or lose it“. Der Körper wertet die Nicht-Beanspruchung als Signal die Proteine verstoffwechseln zu dürfen, um Energie zu gewinnen. Der Abbau von Muskeln feuert wiederum die Lethargie-Spirale an, denn aktivere Sitzpositionen erscheinen uns mit der Zurückbildung von Muskeln immer beschwerlicher.
Zudem wird der genannte Vorteil der Haltungskorrektur oft aufgehoben – denn: Im Zuge der permanenten Rückenentlastung und der fortschreitenden Zurückbildung der Muskulatur sinkt auch die Körperspannung. Wir gehen in eine Schonhaltung und sitzen zusammengesackt.
Nachteil 3 – Ausschluss alternativer Sitzpositionen: Im Sitzalltag gilt das Credo „Die beste Haltung ist immer die nächste“. Leider behindern Bürostühle mit Kopfstützen Positionswechsel. Der hohe Aufbau unterbindet beispielweise das Sitzen mit gedrehter Sitzfläche. Dabei ist die Brust zur Rückenlehne gerichtet, die somit als Stütze fungiert.
Nachteil 4 – Eingeschränkte Kopffreiheit: Einige Bürostuhlnutzer empfinden Kopfstützen als störend, weil sie den Bewegungsradius des Kopfes einschränken. Die Kopfstütze wird dann wie eine ständig präsenter Begrenzer bei Oberkörperbewegungen wahrgenommen. Speziell bei agilen Arbeitsabläufen mit häufigem Aufstehen und Platznehmen kann der hohe Lehnenaufbau stören.
Nachteil 5 – Größerer Platzbedarf / schlechtere Raumwirkung: Bürostühle mit Kopfstütze haben wegen ihres hohen Lehnenaufbaus eine größere Raumpräsenz. In einem kleinen Home Office kann das Sitzmöbel sperrig anmuten. Niedriglehner lassen kleine Arbeitszimmer dagegen großzügiger und freundlicher wirken.
Es geht allerdings nicht nur um die Wirkung für das Auge. Da sich Bürostühle mit Rückenlehne auch weit neigen lassen, benötigen sie de facto mehr Raum. Dieser Nachteil wird wiederum durch den Multifunktionsaspekt egalisiert: Wer den Bürostuhl als Ruhesessel einsetzt, spart ggf. den Raum für einen separaten Lesesessel.
Überblick: Vor- und Nachteile
Hier alle Vor- und Nachteile von Bürostühlen mit Kopfstütze im Überblick:
Vorteile von Kopfstützen | Nachteile von Kopfstützen |
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Wir hoffen, dass dir dieser Kaufratgeber die Vor- und Nachteile von Bürostühlen mit Kopf- bzw. Nackenstütze näher bringen konnte. Letztlich sollte die Entscheidung für oder gegen eine Kopfstütze stets von dem persönlichen Sitzgefühl ausgehen.