Der Begriff Büroaugensyndrom („Office Eye Syndrome“, „Gamer Eye“, „Dry Eye Syndrome“, „Digital Eye Strain”, „Computer Vision Syndrome”) steht für diverse Beschwerden im Zusammenhang mit eintönigem Sehen bei der Bildschirmarbeit sowie übermäßigem Aufenthalt in Innenräumen. Rund 70 Prozent der Büroarbeiter in Deutschland sind zumindest gelegentlich von trockenen, geröteten oder juckenden Augen betroffen.
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Symptome
Das „Büroaugensyndrom“ ist kein scharf definiertes Krankheitsbild. Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff für eine Vielzahl von Beschwerden im Zusammenhang mit monotoner, bewegungsarmer Augenaktivität. Teils handelt es sich um Überlastungserscheinungen (unscharfes Sehen) und teils um Entzündungen infolge des Austrocknens (Jucken, Rötungen). Auch zeitversetzte Auswirkungen, wie die Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, zählen im weitesten Sinne zu den Beschwerden.
Als Symptome werden häufig genannt:
- Trockenheitsgefühl
- Verklebte Augen (besonders morgens)
- Rötungen und Reizungen der Bindehaut
- Kopfschmerzen
- Lichtempfindlichkeit
- Sehschwäche / unscharfes Sehen / verschwommenes Sehen
- Schlafstörungen
Bei längeren Bildschirmpausen bessern sich die Symptome in der Regel nach wenigen Tagen oder bereits Stunden. Die Sehkraft nimmt subjektiv zu.
Ursachen
Augenprobleme bei der Computerarbeit sind das Ergebnis mehrerer ungünstiger Einflüsse. Dazu zählen:
- lange Bildschirmzeiten am Stück
- Starren / zu wenig Blinzeln
- trockene Raumluft in Büros
- schlechte Lichtverhältnisse am Computerarbeitsplatz (Blendungen, Reflexionen, Schattenwürfe, unausgewogene Beleuchtung)
- übermäßige Blaulicht-Exposition
- verstärkende individuelle Begleitumstände (z. B. unerkannte Sehschwächen, innere Erkrankungen, Mangel an A und B-Vitaminen, Dehydrierung)
Starren: Das Trockenheitsgefühl resultiert hauptsächlich aus dem Phänomen des Starrens. LED-Monitore projizieren energiereiche Bilder. Diese binden unsere Aufmerksamkeit derart, dass der Lidschlag des Betrachters unterdrückt wird. Das Blinzeln – eigentlich ein automatisierter Reflex – gerät ins Stocken. Statt rund 25 Mal pro Minute verringert sich die Lidschlagfrequenz auf etwa 2 Schläge pro Minute.
Raumluft: Verstärkt wird der Effekt durch schlechte Raumluft. Klimaanlagen oder Heizungen führen zu trockener Luft in Büroräumen. Trockene Luft lässt Tränenflüssigkeit verdunsten. Ein dünner Tränenfilm macht das Auge wiederum anfälliger für Krankheitserreger. Die Lipidschicht des Auges wird dünner. Viren können so schneller in Schleimhäute eindringen und beispielsweise Entzündungen der Bindehaut verursachen. Auch hohe Temperaturen beschleunigen das Verdunsten der Tränenflüssigkeit.
Innere Erkrankungen: Ein weiterer Verstärker kann eine Erkrankung sein. Zu den Entzündungstreibern zählen Diabetes und rheumatische Beschwerden.
Ursachen unterscheiden
Betroffene sollten grundsätzlich zwischen Reizungen, Erkrankungen und Alterseffekten unterscheiden.
- Augenreizungen wie z. B. Rötungen oder Trockenheit sind Überlastungserscheinungen als direkte Folge der längeren Bildschirmnutzung. In diesem Fall kommt es vorwiegend nachmittags oder abends zu roten Augen, hauptsächlich, da die Augen schlecht befeuchtet werden. Symptome bessern sich typischerweise in Bildschirmpausen.
- Augenerkrankungen sind pathologische Veränderungen am Sehorgan, wie Trübungen bzw. Netzhautschädigungen. Sie entwickeln sich oft schleichend.
- Alterseffekte: Wie alle Organe des Körpers altern auch unsere Augen. Ab 40 Jahren stellt sich bei praktisch allen Menschen die Alterssichtigkeit ein. Es fällt uns schwerer nahe Objekte scharf zu sehen. Neben dem natürlichen Nachlassen von Sehfähigkeiten kommt es im Alter vermehrt zu pathologischen Erkrankungen wie dem Grauen Star.
Verwandte Krankheitsbilder
Intensive Bildschirmnutzung kann ferner eine optische Fehlsichtigkeit begünstigen. Weiterhin könnten Displays degenerative Augenerkrankungen beschleunigen.
Kurzsichtigkeit (Myopie): Bei der Kurzsichtigkeit erscheinen weiter entfernte Objekte verschwommen. Betroffen sind nicht nur Büroarbeiter, sondern – infolge der Smartphone-Nutzung – große Bevölkerungsteile in Industriestaaten. In China sind laut SWR-Angaben beträchtliche 95 Prozent der Jugendlichen von Myopie betroffen. Vor zwei Jahrzehnten waren es nur rund 20 Prozent. Als Hauptursachen der Myopie gelten ebenfalls die einseitige Naharbeit an Bildschirmen in Verbindung mit dem übermäßigen Aufenthalt in Innenräumen (siehe hierzu auch „Sick Building Syndrome“).
Makuladegeneration: Diskutiert wird im Übrigen eine mögliche schädigende Wirkung des kurzwelligen Blaulichts von Computerbildschirmen. Es ist möglich, dass das energiereiche Licht im blauen Farbspektrum oxidativen Stress auslöst, der für schleichende Augenerkrankungen verantwortlich sein könnte. Solide empirische Nachweise stehen derzeit noch aus.
Behandlung
Beratung: Bei anhaltenden Problemen sollten Ärzte und ggf. Optiker hinzugezogen werden. Ein Arzt kann helfen, weitere Erkrankungen als Ursachen gereizter Augen auszuschließen. Verordnete Mittel wie Augentropfen und abgestimmte Brillen können Beschwerden reduzieren.
Prävention: Augenbeschwerden am Bildschirm entstehen sowohl durch Fehler im Arbeitsverhalten als auch bei der Einrichtung des Computerarbeitsplatzes. Nach dem P-U-B-System gibt es drei Bereiche, die Betroffene verbessern können, um Beschwerden zu bekämpfen:
- Pausen (Unterbrechungen / Entspannungstechniken wie das Palmieren)
- Umgebungsfaktoren (Lichtverhältnisse, Raumluft)
- Bildeinstellungen (Farben, Schriften, Helligkeiten, Kontraste)

Infografik – Augen schonen bei der Bildschirmarbeit (PNG|PDF)
Synonyme
Computer Vision Syndrome, Gamer Eye Syndrome, digitaler Sehstress
Das „Computer Vision Syndrome” ist eine häufiger verwendete Umschreibung für Augenbeschwerden durch Büroarbeit. Assoziierte Symptome sind ebenfalls gerötete Augen, verschwommenes Sehen und Kopfschmerzen. Bei ungefähr der Hälfte aller Bildschirmarbeitern sollen diese Beschwerden auftreten. Betroffen sind häufig Nutzergruppen mit langen intensiven Bildschirmzeiten – etwa Gamer („Gamer Eye Syndrome“).
Downloads
- Infografik – Tipps zur augenschonenden Bildschirmarbeit (PUB Prinzip) (PNG | PDF)
- Infografik – Positive Effekte von Bewegung im Freien (PNG)
Quellen
- Titelbild Adobe Stock
- Studienergebnisse zur Kurzsichtigkeit durch Smartphone-Nutzung und Lichtmangel https://www.swr.de/wissen/kurzsichtigkeit-nimmt-dramatisch-zu/-/id=253126/did=21964320/nid=253126/1tzopiz/index.html
- IKK Beitrag zum Thema Büroaugen-Syndrom https://www.ikk-gesundplus.de/gesundheit/gesund_im_beruf/bildschirmarbeit
- Wikipedia Artikel zum Sick Building Syndrome https://de.wikipedia.org/wiki/Sick-Building-Syndrom
- Blehm, C., Vishnu, S., Khattak, A., Mitra, S., & Yee, R. W. (2005). Computer vision syndrome: a review. Survey of ophthalmology, 50(3), 253-262.
- Coles‐Brennan, C., Sulley, A., & Young, G. (2019). Management of digital eye strain. Clinical and Experimental Optometry, 102(1), 18-29.
- Jin JX, Hua WJ, Jiang X, et al.: Effect of outdoor activity on myopia onset and progression in school-aged children in northeast China: the Sujiatun Eye Care Study. BMC Ophthalmol 2015; 15: 73
- Sheppard, A. L., & Wolffsohn, J. S. (2018). Digital eye strain: prevalence, measurement and amelioration. BMJ Open Ophthalmology, 3(1).