Bei der Farbgestaltung von Arbeitszimmern kommt es regelmäßig zu Fehlschlägen. Eine Ursache sind falsche Ratschläge zur Farbwirkung, die manche Ratgeber verbreiten. In diesem Beitrag erklären wir, welche typischen Fehler du bei der Home-Office-Farbgestaltung vermeiden solltest.
ⓘ Links zu Bezugsquellen enthalten Partnerlinks. Bei Nutzung dieser Links erhalten wir ggf. eine geringe Provision. Die Inhalte dieser Website können trotz großer Sorgfalt Fehler enthalten. Sie sind kein Ersatz für eine ärztliche Beratung.
Fehler 1
Zu dunkle Farben

Falsch – Dunkle Wände: Dunkle Wände reflektieren wenig Licht. Dies mag in südlichen Ländern mit starker Sonneneinstrahlung gewünscht sein – in Nordeuropa weniger. Eine geringe Lichtreflektion führt zu einer schlechten Ausleuchtung des Arbeitsplatzes. Die visuelle Anstrengung bei Sehaufgaben am Computer steigt erheblich. Die sogenannte „Akkommodation“ (=Anpassungsleistung der Augen) nimmt deutlich zu, wenn heterogene Farben im Sichtfeld liegen. Nicht ohne Grund sind farbarme Umgebungen für Schreibtischarbeitsplätze Gegenstand von DIN-Normen zur Bürogestaltung (DIN En Iso 924).
Dunkelheit wirkt zudem auf hormoneller Ebene ermüdend und teilweise bedrückend. Darüber hinaus lassen dunkle Wandfarben Räume kleiner wirken.
Mit einer dunklen Raumgestaltung steigt der Lichtbedarf enorm: In dunkel gestalteten Arbeitszimmern (farbige Wände, gedeckte Möbel, Sichtbeton, Vertäfelungen) ist ca. 50 Prozent mehr Kunstlicht erforderlich als in hell gestalteten Räumen (weiße Wände, helle Möbel).
Kleine Arbeitszimmer bieten naturgemäß wenig Fläche für die Lichtreflektion. Hier sollte die Wahl erst recht auf Weißtöne bzw. helle Neutraltöne fallen. Als Gestaltungsregel lässt sich festhalten:
Je kleiner der Raum und je weniger Tageslicht in den Raum hineinfällt, desto heller sollte die gewählte Wandfarbe sein, um möglichst viel Licht zu verstärken. Umgekehrt: Räume mit großen Fenstern und guter Tageslicht-Versorgung halten eher eine etwas dunklere Wandfarbe aus.

Richtig – Helle Wände, klassisch helle Neutraltöne: Helle Wand- und Deckenfarben verstärken hingegen das wertvolle Sonnenlicht. Sie bilden zudem eine neutrale Bühne für Mobiliar und Deko. Sowohl klassische als auch moderne Einrichtungsstile lassen sich mit konservativen, hellen Wandfarben umsetzen (Skandi, Landhausstil, Modern, Vintage, Shabby Chic u.a.).

Richtig – Weißtöne: Für das Home Office kommen zum einen ungetrübte, leicht matte Weißtöne in Frage – etwa ein „Reinweiß“ oder ein „Gletscherweiß“. Zum anderen sind leicht gedeckte Weißtöne (Elfenbein, Hell-Beige, Creme u. a.) eine Option. Ihr Gelbanteil verleiht diesen Tönen Wärme. Ein Altweiß wirkt mit seinem Braunanteil wohnlich-warm. Manche Weißnuancen wirken allerdings fahl, wenn wenig Tageslicht in den Raum fällt.
Richtig – Helle Grautöne: Neben Weiß lässt sich auch Grau (z. B. Grauweiß, Lichtgrau) leicht kombinieren. Grau bringt andere Farben zum Leuchten. Es harmoniert bestens mit Holztönen. Weiße Möbel wirken vor einer grauen Wand edel.

Richtig – Pastelltöne: Unter Helligkeitsgesichtspunkten sind Pastelltöne eine weitere Option für Arbeitszimmer-Wandfarben. Mit ihrem hohen Weißanteil sorgen sie für eine relativ gute Lichtreflektion. Pastelltöne wirken im Vergleich zu anderen Untertönen einer Farbe blass und haben eine geringere Reizkraft. Bei der Arbeit im Home Office kann so der Fokus auf der Sache liegen. Ihre Sanftheit verleiht vielen Pastelltönen eine feminine Tonalität.

Wer größere Flächen farbig gestalten möchte, sollte sich generell von erfahrenen Personen beraten lassen. Der externe Blick hilft nicht nur dabei, die Flächenwirkung der Wunschfarbe abzuschätzen; Experten berücksichtigen auch weitere Aspekte – etwa das Zusammenspiel mit anderen Farbobjekten im Raum (Wandbildern u.a.).
Fehler 2
Zu viele Farben
Falsch – Breite Farbpalette: Der wohl häufigste Fehler bei der Farbgestaltung von Arbeitszimmern besteht darin, den Raum farblich zu überladen. Dabei wird nicht bedacht, dass die Töne der Farbpalette nur einen Teil der Raumfarben ausmachen. Sie mischen sich mit den Farben der Dinge des täglichen Lebens (Bücher, Textilien usw.). Ist die Farbpalette der Wandfarben schon groß, entsteht letztlich visuelle Unruhe.

Außerdem steigt mit der Komplexität auch das Risiko, dass Teilfarben nicht gut miteinander interagieren. Mal passen die Textilien nicht zur Wandfarbe, mal beißen sich die Möbelfarben mit der Bodenfarbe.
Ein Büroraum sollte Klarheit und Ruhe aussenden; denn eine geordnete Umgebung ist auch ein geordneter Geist. Zu viele Farben wirken sich in dieser Hinsicht negativ aus. Sie erzeugen „optische Unruhe“, die sich auf uns übertragen kann.
Richtig – Reduktion: Starte mit einer minimalistischen Farbpalette und ergänze diese nur nach und nach falls der Raum zu trist wirken sollte. Eine guter Ausgangspunkt sind die genannten klassischen Neutraltöne wie etwa Weiß, Beige oder Hellgrau. Diese Neutraltöne verursachen wenig Konflikte beim Kombinieren mit Möbeln und Dekorieren. Statt zusätzlicher Farben kommen auch Abstufungen einer bereits verwendeten Farbe in Frage („Ton-in-Ton-Konzepte“).
Fehler 3
Zu auffällige Farben
Falsch – Aufdringliche Wandfarben: Allzu oft stößt man auf den Rat, für Bürowände in kräftigen Farben zu streichen. Diese sollen angeblich eine vitalisierende Wirkung entfalten und sogar der Kreativität auf die Sprünge helfen.

Versuchsstudien lassen allerdings gegenteilige Schlüsse zu. In einem Lichtfarben-Experiment mussten Teilnehmer etwa Aufgaben lösen, während die Umgebung abwechselnd Rot, Blau und Neutralweiß ausgeleuchtet wurde. Das Ergebnis: Die Probanden empfanden keinen Unterschied – fühlten also sich bei keiner Farbe wacher oder vitaler. Sie gaben lediglich an, dass ihnen eine mittlere Farbintensität am meisten behagte – egal ob bei Rot, Grün oder Blau.
Starke Farbreize lösen tatsächlich Reaktionen aus. Diese haben allerdings eher Signalcharakter und lenken unsere Aufmerksamkeit teilweise auf Gefahren. Man denke z. B. an einen leuchtend roten Fliegenpilz auf einem grünen Moosboden oder das helle Blut einer frischen Schnittwunde. Dass diese Signalfarben als Dauerreiz für die Büroarbeit zuträglich sind, lässt sich bezweifeln.
Richtig – Durchdachte Farbtupfer: Der Raum muss trotz allem nicht öde wirken. Bunte Farben sollten jedoch in Relation zum Vorkommen in der Natur stehen. Hier gilt:
Je kräftiger (greller, leuchtender, präsenter) eine Farbe, desto kleiner sollte die damit gestaltete Fläche bemessen sein.
Statt großer Farbflächen wirken sich Farbtupfer günstiger aus. Akzente kannst du dort setzen, wo dein Blick gelegentlich hinwandert, am besten etwas abseits des Blickfeldes zum Monitor. Für intensive Farben kommen ggf. einzelne Möbelstücke, Bilder oder sonstige Dekoelemente (z. B. Vasen) in Frage.
Richtig – Auch Farbreize durch Objekte reduzieren: Für gutes Sehen, Stressminderung und Klarheit lohnt es sich, sämtliche Farbreize zu reduzieren. Aufgrund der Signalwirkung solltest du in deinem Sichtfeld keine Post-It-Klebezettel anbringen. Kein Reiz hat das Recht, dir ständig zuzuwinken und deine wertvolle Aufmerksamkeit von der Aufgabe abzuziehen. Auffällige Gegenstände lassen sich verdeckt aufbewahren. Die Farbgestaltung geht Hand in Hand mit der Ordnung im Büro.

Fehler 4
Mythos Leistungssteigerung
Falsch – Farbreize steigern die Arbeitsleistung: Gute Konzentration durch die richtige Wandfarbe im Büro? Was die Farbpsychologie für Büros betrifft, kursieren weitere Mythen. Oft stößt man auf die Behauptung, dass ein gezielter Einsatz von Farbe zu erhöhter Arbeitsleistung verhelfen könne. Den RGB-Farben werden dabei folgende Wirkungen zugeschrieben:
- Blau = konzentrationsfördernd
- Rot = aktivierend
- Grün = entspannend
Tatsächlich gibt es keine verlässlichen Nachweise für einen direkten leistungssteigernden Effekt bei einer Exposition mit bestimmten Farben. In dem bereits zitierten Versuch der Universität Mainz hatte die jeweilige Ausleuchtung keinen messbaren Einfluss auf die kognitive Leistung der Probanden.

Richtig – Indirekte Wirkung: Eine positive Raumwirkung stellt sich eher auf sanfte Weise ein, weniger durch starke Farbreize bzw. auffällige Wandanstriche. Das Augenmerk sollte darauf liegen, eine Atmosphäre des Wohlbefindens und der Klarheit zur schaffen. Eine behagliche Umgebung steigert die tägliche Arbeitsfreude. So förderst du – wenngleich auf indirekte Weise – auch deine Produktivität. Gute Ansatzpunkte sind beispielsweise das Reduzieren von Reizen oder der Einsatz naturnaher Farben. Halte dich an das Mantra „Less is more“.
Ein leistungssteigernder Effekt von Farben ist nicht erwiesen. Versuche mit Lichtfarben ergaben lediglich, dass Farben mit mittlerer Helligkeit und Sättigung Wohlbefinden auslösten.
Fehler 5
Mythos Raumwirkung – optische Höhe
Falsch – Optische Höhe durch Absetzung: Eine weiterer Irrglaube der Farbpsychologie fällt in den Bereich der Proportionswirkungen durch Flächenfarben. So ist in etlichen Einrichtungsratgebern nachzulesen, dass uns niedrige Räume visuell höher erscheinen, wenn die gewählte Deckenfarbe heller sei als die Wandfarben.

Richtig – Optische Höhe durch sämtliche hell gestaltete Flächen: Tatsächlich finden sich keine Belege für den formulierten Höheneffekt – jedenfalls nicht aufgrund einer Helligkeitsdifferenz von Decke und Wänden. Darauf weisen die Farbenforscher Oberfeld und Hecht hin. Sie kommen zu dem Schluss, dass Helligkeitsunterschiede zwischen Wand- und Deckenflächen nicht entscheidend seien. Auch die Farbrichtung (grünlich, bläulich etc.) sei nicht ausschlaggebend. Günstig sei vielmehr, die grundsätzlich helle Gestaltung beider Flächen. Sind Wände und Decken in einem hellen Farbton gestaltet, könne dies auch den Raum höher wirken lassen. Wer einen niedrigen Raum visuell verändern möchte, sollte sich demnach an eine einfache Regel halten:
„Um einen Raum höher wirken zu lassen, gestalte die Wände und Decke in einem möglichst hellen Farbton.“
Wir hoffen, dass du mit diesem Einrichtungsratgeber die passenden Wandfarben für dein Arbeitszimmer finden wirst. In weiteren Teilen der Serie erklären wir die 3 goldenen Prinzipien für die Farbgestaltung des Home Office und stellen konkrete Ideen für Büro-Wandfarben vor.
FAQs
Unsere FAQs erläutern noch einmal die häufigsten Fragen zum Thema ergonomische Büro-Wandfarben:
Welche Farbe sollte ein Arbeitszimmer / Home Office haben? Geeignete Basisfarben für ein Home Office sind konservative Neutraltöne wie z. B. Reinweiß oder Hellgrau. Aufgrund der hohen Lichtreflektion sorgen diese ergonomischen Wandfarben für gute Sehbedingungen am Schreibtisch. Sie lassen sich zudem leicht mit anderen Interior-Farben kombinieren. Bürowände drängen sich nicht in den Vordergrund. Gesättigte Farben mit starker Buntkraft sind für Arbeitszimmer-Farbgestaltung ungeeignet.

Welche Farbe regt zum Arbeiten an? Als vermeintlich aktivierende Farbe gilt Rot. Allerdings ist eine direkte vitalisierende körperliche Wirkung durch eine Exposition mit bestimmten Farben wissenschaftlich nicht belegt. Vielmehr zeigten Versuche, dass starke Farbreize (gesättigte Farben) Unbehagen auslösen. Eine motivierende Wirkung von Farben kann sich dennoch einstellen; aber auf indirekte Weise über positive Assoziationen. Grüntöne erinnern etwa an die Frische der Vegetation. Blautöne sind mit Meer, Himmel und Weite assoziiert.
Welche Farbe hinter dem Schreibtisch? Farben hinter dem Schreibtisch hemmen visuelle Überbeanspruchungen. Im direkten Sichtfeld sollten sich die Helligkeiten von Flächen und Gegenständen in einem ähnlichen Spektrum bewegen. Starke Hell-Dunkel-Kontraste, grelle Farben sowie flirrende Muster erhöhen die visuelle Anstrengung deutlich. Empfehlenswert sind klassisch helle Neutraltöne wie z. B. Weiß oder Hellgrau. Sie reflektieren immerhin 70-80 Prozent des Lichts.

Downloads
- Merkzettel: Schreibtischplatten kaufen – worauf achten? (PNG)
- Große Infografik – Kaufberatung Schreibtischplatten (PNG | PDF)
- Merkzettel: Curved Schreibtischplatten – Pro und Contra (PNG)
Quellen
- Elliot, A. J., & Maier, M. A. (2007). Color and psychological functioning. Current directions in psychological science, 16(5), 250-254.
- Elliot, A. J., & Maier, M. A. (2014). Color psychology: Effects of perceiving color on psychological functioning in humans. Annual review of psychology, 65, 95-120.
- Gnambs, T. (2020). Limited evidence for the effect of red color on cognitive performance: A meta-analysis. Psychonomic bulletin & review, 27(6), 1374-1382.
- von Castell, C., Stelzmann, D., Oberfeld, D., Welsch, R., & Hecht, H. (2018). Cognitive performance and emotion are indifferent to ambient color. Color Research & Application, 43(1), 65-74. Stelzmann, D., von Castell, C., Hecht, H., & Oberfeld, D. Schlau durch Blau, ruhig durch Pink?.