Warum lassen sich Einrichtungsbeispiele von Profis oft nur so schwer nachbilden? Der Grund: Profis stellen eine konkrete Farbpalette zusammen und halten sich konsequent daran. In dieser Anleitung erfährst du, wie auch du die Raumfarbgestaltung mit mehr System angehst und unbeabsichtigte Vielfarbigkeit oder Disharmonie vermeidest.
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Auf einen Blick
Prinzipien
Eine ausgewogene Farbpalette besteht aus wenigen, abgestimmten Farbtönen – egal ob für Büros oder andere Wohnbereiche. Drei Prinzipien stehen bei der Farbgestaltung im Vordergrund:
Prinzip 1: Hell
- Klassisch helle Flächenfarben (Schneeweiß, Reinweiß) fördern gute Licht- und Sehverhältnisse. Sie reflektieren erheblich mehr Licht als farbige Wände. Zudem sind sie leicht mit anderen Interior-Farben kombinierbar bzw. bringen diese als neutrale Bühne zur Geltung.
- Von farbigen Wänden möchten wir daher grundsätzlich abraten – egal ob Grün, Blau oder Gelb. Wer sich dennoch einen farbigen Wandanstrich wünscht, sollte sich von einem Experten beraten lassen.

Prinzip 2: Klar & kohärent
- Eine reduzierte, einheitlich verwendete Farbpalette sorgt für Klarheit, die sich auf uns überträgt. Dies ist gerade in Büros, also einem Ort der Fokussierung, wichtig,
- Die Wiederholung von Farben bei Elementen wie Möbeln, Gardinen, Teppichen, Kissen, Wandbildern vermittelt Geschlossenheit.
- Viele Dinge verursachen Vielfarbigkeit. Erwünschte Farbwirkungen verwässern. Es gilt daher das Reduktions-Prinzip „Lieber wenig, dafür wohldurchdacht“.
Prinzip 3: Behaglich
- Gesättigte Farben mit hoher Buntkraft ziehen unwillkürlich viel Aufmerksamkeit auf sich. Sie verursachen unnötige Anspannung.
- Vermeide generell zu starke bzw. irritierende Kontraste. Diese können auch durch kleinteilige Muster oder Wandbilder entstehen.
- Ein Büroraum sollte bei aller reduzierter Sachlichkeit nicht demotivieren – also etwa steril wirken. Kontraste machen Räume interessant. Sie sollten allerdings ausbalanciert sein. Stilmittel hierfür sind Dekofarben, verschiedene Materialien bzw. Oberflächen.
- Warme, gedämmte Farben (Beige, Brauntöne) geben dem Raum eine behaglich-wohnliche Note.
- Naturtöne können positive Assoziationen triggern – so kann uns etwa ein Grün an die Frische der Vegetation erinnern, Blau an die Weite des Himmels oder Gelb an ein Kornfeld im Sommer.

Infografik: Home Office Farbkonzept – Prinzipien (PNG)
Anleitung
Mit unserer Anleitung erstellst du im Handumdrehen dein eigenes Farbkonzept. Das Konzept ist dein Kompass. Es hilft dir dabei, deine Umgebung distanzierter zu betrachten und ein Farbschema tatsächlich umzusetzen.
Schritt 1
Haupt- und Zweitfarbe auswählen
Eine Farbpalette besteht üblicherweise aus zwei Bausteinen, die kombiniert werden:
- Grundfarbe: Flächenfarben sorgen für Helligkeit und bilden die Leinwand für Farbakzente. Empfehlenswert sind konservative Weißtöne (Reinweiß, Warmweiß u. a.) oder helle Grautöne (Grauweiß, Lichtgrau u. a.). Diese Bürofarben wirken im Vergleich „farbloser“ bzw. blasser. Mit ihrem hohen Weißanteil reflektieren sie viel Licht und tragen so zur Ausleuchtung des Arbeitsplatzes bei.
- Dekofarbe(n): Dekofarben bestimmen die Tonalität der Umgebung. Hier bieten sich auch solche Töne an, die weniger Weiß enthalten. Sie wirken dadurch satter. Farbakzente lassen sich über Textilien (Kissen, Sofabezüge, Teppiche), Dekorationsobjekte und ggf. kleinere Wandflächen einbringen. Richtig eingesetzt, schaffen Akzentfarben einen Ankerpunkt, auf dem das Auge ruhen kann. Die Buntkraft sollte sich allerdings in Grenzen halten.
Wie Grund- und Ergänzungsfarben zusammenspielen, zeigt das folgende Beispiel. Die Einrichtung ist Geschmackssache. Doch hinter diesem Raum stecken ein klares Konzept und Disziplin in der Umsetzung. Die Farbpalette ist klein. Sie wird konsequent eingehalten.

Geschlossenheit durch Wiederholung: Im Übrigen lässt sich an dem Beispiel das Prinzip der Wiederholung gut erkennen. Die zweite Dekofarbe Schwarz wiederholt sich bei verschiedenen Interior-Elementen; sei es bei der Decke auf dem Stuhl, den weiteren Wandbildern, dem Magazinhalter oder der Stehleuchte in der Ecke. Selbst im benachbarten Schlafzimmer ist Schwarz durch das Bild über dem Bett präsent. Dies lässt den Wohnraum als Ganzes harmonisch wirken. Wir erkennen derartige Muster unterbewusst. Sie vermitteln ein Empfinden der Einheitlichkeit.
Dass die Wandbilder eher große, leicht erfassbare Grafiken zeigen, ist kein Zufall. Die Farbwirkung setzt sich bei größeren abstrakten Bildern besser durch als bei kleiteiligen Malereien oder Fotografien. Dass der Raum nicht nur klar, sondern auch lebendig wirkt, liegt an den variierenden Höhen der Wandbilder.
Sonderfall „Ton-in-Ton“: Sogenannte „Ton-in-Ton-Konzepte“ sind besonders minimalistische Farbkombinationen. Sie konzentrieren sich auf 1-2 Farben mit verschiedenen Abstufungen bzw. Schattierungen. Ein Raum mit Ton-in-Ton-Gestaltung wirkt bisweilen leblos. Abwechslung bei anderen Elementen – etwa runde und eckige Möbel zu kombinieren oder unterschiedliche Texturen einzusetzen – kann einen Ton-in-Ton-Setup interessanter machen.
Spickzettel für das Farbkonzept
Unser Spickzettel skizziert das Vorgehen beim Kombinieren von Farben im Home Office. Noch einmal der Tipp: Beherzige das Sparsamkeitsprinzip: Beschränke das Home Office Farbschema vorerst auf eine Grundfarbe sowie eine Dekofarbe. Je geringer die Komplexität, desto eher werden Teilfarben – etwa von Textilien und Wandfarben – harmonisch miteinander interagieren. Um Kohärenz sicherzustellen, sollten sich die festgelegten Farben beim Interior wiederholen.

Schritt 2
Tonalität bestimmen
Die (Deko)Farben verleihen dem Raum seine Tonalität. Dabei gilt:
- Grautöne wirken eher kühl bzw. sachlich.
- Mischtöne mit Rot- oder Gelbanteil strahlen hingegen mehr Wärme aus.
- Blautöne sind mit Meer, Himmel und Weite assoziiert.
- Grüntöne erinnern an die Frische der Vegetation.
Kalt vs. warm: Instinktiv können Farben in uns Menschen ein Empfinden von Wärme oder Kälte auslösen:
- Allgemein werden Rot, Orange und Gelb als warme Farben betrachtet.
- Grün und Blau gelten hingegen als eher kalte Farben.
Grün und Violett können jedoch auch als „neutral“ empfunden werden, da sie aus je einer warmen und einer kalten Farbe entstehen. Eine als kalt geltende Farbe kann dabei durchaus – durch Beimischung von mehr Gelb – warm wirken. Mehr zum Thema Farbtemperatur erfährst du im Grundlagenartikel Farben verstehen.

Warme Farben lassen Räume gemütlich-behaglich wirken. Eine gängige Technik, Wärme einzubringen, sind Holztöne. Sie erzeugen einen erdigen Kontrast zu kühleren Tönen wie Reinweiß oder Blau. Andere Naturmaterialien wie Leder oder Leinen bewirken selbiges.
80/20 Daumenregel: Manche Einrichtungsexperten mischen Farben aus dem kühlen und dem warmen Farbspektrum. Sie bringen damit mehr Persönlichkeit in dem Raum. Bezogen auf einzelne Dekobereiche – etwa ein Sofa mit verschiedenen farbigen Kissen – wirkt ein 80/20 Verhältnis (warm zu kühl oder kühl zu warm) oftmals stimmig.
Anregend vs. entspannend: Außerdem sind in vielen Ratgebern zu Wandfarben im Büro folgende Eigenschaften nachzulesen. Jedoch gibt es für die behaupteten Zusammenhänge keine belastbare Evidenz.
- Blau = konzentrationsfördernd
- Rot = aktivierend
- Grün = entspannend
Wichtiger für unser Wohlbefinden sind wahrscheinlich Farbeigenschaften wie „Helligkeit“ und „Sättigung“. Was das ist, erklären wir in dem gesonderten Artikel Farbwirkung und Farbpsychologie. Farben mit starker Buntkraft empfanden Testpersonen als unbehaglich.
Schritt 3
Palette festlegen
Hier nun einige Beispiele für fertig gemischte Home-Office-Farbpaletten. Die vielversprechenden Wirkungen der Namen („beruhigend, fokussiert, entspannend“ etc.) sollten nicht überbewertet werden. Es handelt sich dabei – wie erwähnt – erst einmal nur um Assoziationen. Unmittelbare hormonelle Wirkungen von Wandfarben sind bis dato unzureichend belegt.

Wir hoffen, dass dir diese Schritt-für-Schritt-Anleitung bei der Home Office Farbplanung eine Hilfe ist. Wie verschiedene Bürofarbpaletten in der Praxis wirken, zeigt der nächste Artikel Farben im Home Office – Beispiele für die Farbgestaltung.